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Johannes Held - Student und Programmleiter beim ‚MACHN - Festival for Tech, Business & Art‘
Portrait von Johannes Held

Am 28. und 29. Juni 2023 findet in der Baumwollspinnerei die zweite Ausgabe des ‚MACHN – Festival for Tech, Business & Art‘ statt. Aus dem anfänglichen Startup-Festival ist eine Verknüpfung von Wirtschaft, Kunst und Technik geworden. Als Head of Program gibt uns Johannes Held Einblicke in die Entstehung, die Organisation hinter den Kulissen, seine persönlichen Programmhighlights und was uns dieses Jahr alles beim MACHN erwartet.

Jan

Johannes, woher kommst du und was hat dich nach Leipzig gebracht?

Johannes Held

Ich komme aus Naumburg und bin zum Studium nach Leipzig gekommen.

Jan

Warum Leipzig?

Johannes Held

Leipzig ist eine sehr, sehr coole Stadt. Hier geht was und sie wächst extrem schnell. Ich habe mich in vielen Städte beworben. Hamburg, Münster und Potsdam waren zum Beispiel mal mit im Rennen, aber Leipzig war meine oberste Priorität. Allein schon durch die HTWK, das ist eine gute Hochschule in der Region. Leipzig ist auch ein schöner Zwischenstep. Ich habe einige Zeit in Jena gelebt, was ja schon eine kleinere Stadt ist, und wollte von dort aus nicht gleich ganz groß, sondern erstmal gucken.

Jan

Wusstest du direkt nach dem Abitur, dass BWL dein Ding ist?

Johannes Held

Ich bin nach dem Abi erstmal nach Australien gegangen. An meiner Schule in Jena war alles sehr sportlich angehaucht und es gab sehr viel Verzicht, da wollte ich aus dieser Bubble einfach mal rauskommen. In Australien war ich dann etwa siebeneinhalb Monate und bin dann mit dem Rettungsflieger, als Corona anfing, zurück nach Deutschland. Ich habe das alles ein bisschen später mitbekommen. Zurück in Deutschland hatte ich dann ganz viel Zeit zu überlegen, was ich so machen will. Mit der Entscheidung, was ich studiere, habe ich mich recht schwergetan. Ich lege viel Gewicht in solche wegweisenden Entscheidungen. Für BWL habe ich mich dann entschieden, weil ich finde, dass man im Bereich Wirtschaft die Möglichkeit hat, Dinge anzupacken und auf Risiko zu gehen. Ich bin ein risikofreudiger Mensch und ich mag diesen vorgeschriebenen Weg nicht. Ich will nicht fünf Jahre genau das machen müssen und schon wissen was danach kommt. Ich mag es, immer wieder neu stehen zu bleiben und sich immer wieder neu zu überlegen, was machst du denn jetzt eigentlich? Man muss sich anpassen und neu orientieren.

Jan

Du hast ein Praktikum im Basislager gemacht. Wann war das etwa?

Johannes Held

Ich habe im Oktober 2020 in Leipzig angefangen und dann erstmal ein Jahr studiert. Im dritten Semester habe ich dann mein Praktikum beim Basislager begonnen. Vorher war es noch schwierig mit Arbeiten, wegen Corona, und man muss auch einfach erstmal reinkommen. Dann habe ich das Gefühl bekommen, das geht neben dem Studium noch und bin mehr oder weniger durch Zufall beim Basislager gelandet.

Jan

Das Basislager ist mitverantwortlich für die Entstehung des MACHN? Wie kam es zu der Idee?

Johannes Held

Marco Weicholdt, der Chef vom Basislager, hatte die Idee zum MACHN Festival. Da profitiert man natürlich sehr von der bereits bestehenden Community und Crowd. Der Zeitpunkt war sehr gut letztes Jahr. Die Leute hatten wieder Lust auf physische Events, die Startup Safari musste nach 5 Ausgaben pandemiebedingt zuletzt als Online-Event stattfinden. Man hat gemerkt, da geht was, die Leute haben Lust wieder rauszukommen, sich zu vernetzen. Da war diese Energie, die dann daraus entstanden ist. Von vielen Seiten kam positives Feedback, bis irgendwann dieser Punkt kam: Wir machen das jetzt.
Letztes Jahr war die erste Auflage noch ‚Startup Festival für Tech, Business & Art'. Das haben wir dieses Jahr schon geändert in ‚Festival for Tech, Business & Art‘.

Jan

Was war letztes Jahr dein Highlight? Und was war ein Misserfolg?

Johannes Held

Ich glaube, wir hatten nicht wirklich große Erwartungen. Es war für alle das erste Mal, so ein Event im Sand entstehen zu lassen. Das ist auch ein Stichwort: Westgarten. Es war schon extrem cool, dort alles zu machen. Ich glaube, das hat allen sehr gut gefallen. Im Feedback danach haben viele gesagt, dass die Atmosphäre zusammen mit den Themen eine sehr gute Verbindung war und riesig Spaß gemacht hat. Das ist natürlich auch ein Alleinstellungsmerkmal und wir achten darauf, dass wir das in irgendeiner Form beibehalten. Dieses Jahr gibt es auch wieder Sand, als kleines Augenzwinkern natürlich.

Ein persönliches Highlight für mich war auch einfach das Team, was daraus entstanden ist. Die ganzen Volunteers, was die für eine Arbeit hatten, was die abgerissen haben, das fand ich extrem gut. Alle hatten Spaß und haben sich so sehr damit identifiziert. Ich bin von Bühne zu Bühne gesprungen und hab geguckt, ob alles mit den Zeitplänen passt und ich guckte da nur in die Gesichter der Menschen und habe da diese Freude gesehen. Das war eigentlich mein persönliches Highlight, abgesehen von dem, was auf den Bühnen passiert.

Jan

Wie viele seid ihr im Orga-Team und was für Tools benutzt ihr, um euch zu koordinieren?

Johannes Held

Wir sind ein kleines Team, bestehend aus vier Leuten. Patrick macht das Marketing bei uns. Er rockt das echt extrem gut. Ich weiß, dass er viel mit der Creative Cloud macht und auch mit Asana. Marco als Festivalkoordinator, der die Fäden in alle Richtungen zieht und überall Feuerwehrmann spielt, falls es brennt, arbeitet beispielsweise viel mit Hubspot. Dann gibt es noch Karl, einen Kommilitonen von mir. Es war erst die Idee, dass er sich nur um die Ausstellungsfläche kümmert, aber das hat sich recht schnell in Richtung Logistik vergrößert. Von Security-Leuten, über Toilettenhäuschen, die Strom-Planung und Food Trucks, bis hin zur Akkreditierung. Und ich bin dann für die Programmplanung zuständig. Wir arbeiten auch viel mit AirTable und Miro, um vieles einfacher zu koordinieren, zu visualisieren und zu steuern, weil wir halt extrem viele Informationen aus allen Richtungen und von allen Partnern bekommen. Das zu bündeln ist wichtig, ansonsten verzettelt man sich ganz schnell. Und dann ist da noch Simone Dake. Sie hält uns den Rücken frei und bringt uns mit ihrer Expertise und mit ihrem Wissen immer mal wieder auf den richtigen Weg, indem sie die richtigen Fragen stellt.

Jan

Ich finde es eine beachtliche Leistung, dass ihr das zu viert stemmt. An wen richtet sich das Festival?

Johannes Held

Wir haben eine Zielgruppenanalyse gemacht und gesehen, wie viele Leute sich dafür interessieren könnten. Das Eine bedingt auch ein bisschen das Andere. Wir stellen eine breite Palette an Möglichkeiten bereit und das zieht auch eine große, sehr diverse Zielgruppe an.

Einmal natürlich Arbeitgeber von KMU oder auch Arbeitnehmer, die als Team dort hinkommen und es als Weiterbildungsmaßnahme nutzen. Es sind ganze Mannschaftsbusse, die dann vorfahren. Das ist auch ein bisschen die Idee und das wirkt auch gut, das zieht Leute an. Die haben dann auch Bock drauf, nicht nur in Anzug und Absatzschuhen aufzutreten, sondern eben ganz entspannt. In entspannter Atmosphäre lernt man auch am besten.

Wir sprechen außerdem auch Gründerinnen und Gründer an. Natürlich auch von Startups, für die das auch sehr relevant und spannend ist, da wir denen auch die Bühne geben, sich durch Pitches zu präsentieren. Wir haben einen Startup-Stage und dort bekommen Teams in unterschiedlichen Themen-Clustern die Möglichkeit zu pitchen und sich auch zielgruppenspezifisch vorzustellen. Die können sich je nachdem, was für sie gerade wichtig ist, auf Investorinnen und Investoren, aber auch auf andere Gründerinnen und Gründer oder auch die Mitarbeiterbindung konzentrieren, weil wir eben diese breite Zielgruppe haben.

Das MACHN ist auch für Investorinnen und Investoren interessant, die sich natürlich auch gern mal anschauen, was hier in Mitteldeutschland so passiert.

Aber wir richten uns auch an Studierende. Die versuchen wir mit unserem Ticketsystem ein bisschen zu integrieren. Unsere Netzwerkpartnern, zum Beispiel Hochschulzentren, Acceleratoren und Inkubatoren, Universitäten oder Gründerzentren haben ein bestimmtes Ticketkontingent. Die können besser steuern, an wen die Tickets gehen sollen. Da gibt es Ermäßigungen.

Jan

Was sind dieses Jahr deine persönlichen Programmhighlights?

Johannes Held

Unsere Main-Stage wird sehr cool, generell die Inhalte. Wir haben ein sehr breit gefächertes Themenspektrum. Das ist natürlich meine Perspektive, meine Programm-Brille, die ich auf habe, aber ich finde das total spannend, dass man sich immer mehr in das eigene Programm verliebt. Man geht immer tiefer in so ein Thema rein und merkt, wie spannend und cool das eigentlich ist. Man freut sich immer mehr darauf. Zum Beispiel auf Leonie Maurer, sie wird über Schlaf als Erfolgsfaktor sprechen. Das finde ich total spannend, weil man damit vielleicht erstmal wenig anfangen kann, aber sie wird sehr coole Einblicke geben. Dann Christian Fenner, der über Pivot sprechen wird und darüber, was passiert, wenn du dein Wertekonstrukt, dein Unternehmen in eine bestimmte Richtung gelenkt hast und dann merkst, wir müssen das Schiff im Laufe des Prozesses drehen. Das ist manchmal eine sehr schwierige Aufgabe, wenn man nach außen hin versucht, die Glaubwürdigkeit zu erhalten. Der Titel lautet: „Scale or die? Risiken des schnellen Wachstums“.

Über Wachstumsprobleme wird beispielsweise auch Robert Dahl sprechen, der sich etwas Großes vorgenommen hat. Bis 2035 wollen sie versuchen, dass man mit dem Auto nur maximal 60 bis 90 Minuten zum nächsten (Karls) Erlebnisdorf fahren muss. Das heißt, sie werden noch viele weitere Standorte aufbauen, und dabei die familiäre Identität nicht zu verlieren, ist ziemlich spannend. Das finde ich ist das Schöne, wenn man mit den Leuten in Kontakt tritt, merkt man, das ist total nahbar. Man bekommt total viel mit und lernt auch viel von diesen Personen. Beispielsweise Bas van Abel, der Gründer von Fairphone, wird am Mittwoch extra mit dem Zug aus Amsterdam kommen. Wenn man mit ihm in Kontakt ist, merkt man einfach, das ist eine total coole Person. Die haben richtig was drauf und haben Bock was zu verändern. Dadurch wird man auch selber inspiriert und hat vor allem das Gefühl, dass man die richtige Person für das MACHN Festival auf die Bühne holt.

Jan

Welche Programmpunkte finden an den zwei Festivaltagen neben den Bühnen statt?

Johannes Held

Unser Festival heißt ‚Festival for Tech, Business & Art‘, das heißt, wir versuchen alle drei Sachen miteinzubeziehen. Dieses Jahr findet es in der Baumwollspinnerei statt und Art ist dort bereits vertreten. Wir dürfen das auch nutzen, beispielsweise arbeiten Galerien mit uns zusammen und öffnen ihre Türen für uns. Es gibt Rundschauen und Führungen. Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen + Art wird bei uns über den Kunstmarkt sprechen. Dann ist Kunst ja auch Musik. Wir haben verschiedene Live Bands, DJs und auch Sängerinnen und Sänger. Da wollen wir im nächsten Jahr definitiv auch noch mal einen stärkeren Fokus drauflegen.

Jan

Gibt es noch die Möglichkeit euch aktiv zu unterstützen?

Johannes Held

Also das Programm für dieses Jahr ist schon so gut wie fertig. Aber man kann uns auf jeden Fall immer unterstützen. Netzwerkpartner zu werden ist immer möglich und allein indem man sich ein Ticket zieht, unterstützt man uns. Jedes einzelne Ticket, was rausgeht, hilft uns.

Jan

Unterstützt euch die Stadt Leipzig?

Johannes Held

Die Stadt organisiert ein eigenes Panel, bei dem sie das klimaneutrale Zusammenleben diskutiert, wie sich Städte in Zukunft wandeln und wie Startups dazu beitragen können.

Jan

Du hast schon einiges von der Startup Szene in Leipzig mitbekommen und wohnst bereits seit drei Jahre hier. An was fehlt es der Stadt deiner Meinung nach?

Johannes Held

Man denkt oft, man hat schon alles von Leipzig gesehen und entdeckt dann wieder was Neues. Deswegen würde ich mich gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, die Stadt braucht dies oder das, weil ich es vielleicht einfach noch nicht entdeckt habe. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein Problem aber, dass es woanders noch dynamischer und schneller ist. Das ist schade, wenn die ganzen Startups, die Gründerinnen und Gründer und natürlich die Investorinnen und Investoren nach Berlin oder München gehen, weil sie dort eine bessere Crowd oder bessere Finanzierungsmöglichkeiten haben. Man versucht ja schon die Akteure hier zu halten. Das ist auch die Idee von dem Festival, Leuten die Bühne zu geben und zu zeigen, dass es hier funktioniert. Lasst uns einfach gemeinsam versuchen, hier zu bleiben, zu wachsen und den Standort zu stärken.

Jan

Da sagst du etwas sehr Wertvolles. Welche Orte schätzt du in Leipzig?

Johannes Held

Ich bin viel im Clara-Zetkin-Park, der ist bei mir um die Ecke. Da setz ich mich gern mit einem guten Buch hin und lese. Dabei tanke ich Energie. Ansonsten ist im Sommer der Cossi auch ein guter Spot. Ich brauche immer ein bisschen Zeit für mich, um mich von dem Gewusel bei der Arbeit zu erholen.

Jan

Vielen Dank. Wir sehen uns auf dem MACHN Festival.

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