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Mai Duong Kieu - Knallharte Kung Fu Meisterin und zielstrebige Schauspielerin
Portrait von Mai Duong Kieu

Bekannt ist Mai aus Serien wie ‚Bad Banks' und Filmen wie ‚Gunpowder Milkshake'. Als Tochter eines Kung Fu Meisters ist sie mit fünf Jahren mit ihrer Familie aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Warum sie Dolmetscherin werden wollte und wie sie schlussendlich zur Schauspielerei kam, was es aus ihrer Sicht für Probleme an Filmsets gibt und welchen Einfluss die vietnamesische Kultur auf sie hat, darüber spricht Mai mit uns. Außerdem erzählt sie, wie sie ihrer Karriere wegen nach Berlin gegangen ist und warum sie es nur knapp zwei Jahre in der Hauptstadt ausgehalten hat.

Jan

Schön, dass du da bist, Mai. Wollen wir damit anfangen, wie du zur Schauspielerei gekommen bist? War das bereits dein Kindheitstraum oder bist du da reingestolpert?

Mai Duong Kieu

Der Weg zur Schauspielerei war bei mir nicht ganz geradlinig. Ich wusste weder als kleines Kind, dass ich unbedingt Schauspielerin werden wollte, noch als Erwachsene bis ich Anfang 20 war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch den Plan, Dolmetscherin zu werden.

Ich bin mit fünfeinhalb Jahren nach Deutschland gekommen und habe ab dem Zeitpunkt angefangen Deutsch zu lernen. In dem Alter hast du noch einen ganz anderen Zugang zu der Sprache. Du bist noch jung genug, um sie schnell lernen zu können, aber gleichzeitig auch alt genug, um zu reflektieren, dass es nicht deine Muttersprache ist. Die anfängliche Erfahrung wirklich gar nichts zu verstehen, hat mich so geprägt, dass ich den Leuten helfen wollte, durch Mediation zwischen Kulturen und Sprachen Barrieren zu öffnen. Das Dolmetschen ist also auch nie vom Tisch gewesen. Das lasse ich mir immer noch offen - als Plan C, D oder E.

Jan

Wie war es für dich in so jungen Jahren nach Deutschland zu kommen?

Mai Duong Kieu

Ich bin mit meiner Mama im Herbst 1992 hergekommen. Wir sind am Flughafen Frankfurt ausgestiegen und es ging direkt auf die Autobahn nach Chemnitz. Das erste, was mir sofort auffiel, waren die vier Fahrspuren. In Vietnam gab es halt eine Spur für alle, auch für Mopeds, Fahrräder und LKWs. Hier gab es so viel Platz und alles war so schnell. Das fand ich damals ganz eindrucksvoll.

Jan

Wie ging dein neuer Lebensabschnitt hier in Deutschland los?

Mai Duong Kieu

Mit siebeneinhalb Jahren bin ich ziemlich spät in die Schule gekommen, da ich erst die Sprache lernen musste. Ich war auch erst mit sechs in der Kita. In Vietnam ist es so, dass du nicht unbedingt in die Kita musst. Das ist nur nötig, wenn die Eltern beide arbeiten und sich keiner um dich kümmern kann. Ich hatte aber immer jemanden, der auf mich aufgepasst hat und musste somit nicht in die Kita. Dieses Konstrukt war für mich total neu, dass Eltern ihre Kinder tagsüber abgeben. Dann bist du auf einmal mit anderen Kindern zusammen und verstehst ihre Sprache nicht. Das hat mich total überfordert. Somit hat mich bereits das erste Jahr in Deutschland schon ziemlich geprägt, aber als ich nach und nach die Sprache gelernt habe und schließlich in die Schule kam, wurde es besser.

Jan

Dein Vater ist Kung Fu Meister. Hat dich in dieser Zeit der Kampfsport schon begleitet?

Mai Duong Kieu

Ja, von Beginn an. Am ersten Tag, an dem ich nach Deutschland gekommen bin, ging die Ausbildung direkt los. Dadurch habe ich auch meinen Vater nochmal neu kennengelernt. In Vietnam habe ich ihn nur selten gesehen, weil er schon seit 1988 in der ehemaligen DDR gearbeitet hat. Das er zu der Zeit nicht da war, hat mich aber auch nicht groß gestört, denn es gab ja noch den Rückhalt einer sehr großen Familie in Vietnam. In Deutschland hingehen war unsere Familie dann natürlich wesentlich kleiner, was für mich ebenfalls sehr neu war und sich auch wie ein Verlust anfühlte.

Jan

Wie sieht eine Ausbildung im Kung Fu als 5-jährige aus?

Mai Duong Kieu

Trainiert habe ich mit den Erwachsenen, wenn ich nicht in die Schule musste, oder ich war eben abends mit beim Training. Es hat mich auch nicht gestört, ich war gut und deswegen hat es auch Spaß gemacht. Mein Papa hat mein Talent auch früh erkannt, war stolz und hat das entsprechend gefördert. Für mich war damit allerdings auch immer etwas Druck verbunden, besser zu sein als die anderen – so als die Tochter des Meisters.

Da sind wir schon wieder beim familiären Druck und Leistungsdruck angelangt. Ich habe am Anfang, als ich klein war, auch an Wettkämpfen teilgenommen, aber mein Vater hat gemerkt, dass ich nicht damit klarkomme, gegen jemanden anzutreten. Dieses Konzept war mir als Kind noch zu fremd. Ich habe da einfach so einen Schalter umgelegt und war plötzlich extrem kompromisslos. Ich war so im Tunnel, dass der Wille, sein Können zu zeigen, in den Hintergrund getreten ist. Ich bin einfach drauflos gegangen. Da hat mein Vater entschieden mich nicht in die Kämpfer-Richtung, sondern als Trainerin auszubilden. Darüber bin ich auch froh. Ich habe mit sieben angefangen, andere Kinder zu trainieren. Das heißt, ich hatte als Erstklässlerin eine Verantwortung über anfangs vier, dann zehn und irgendwann waren es 20 Kinder. Das war meine Kindheit.

Jan

Wir haben im Vorfeld über Instagram um Fragen für unser heutiges Interview gebeten. Eine dieser Fragen war, ob du im Privaten schonmal deine Skills zur Selbstverteidigung nutzen musstest.

Mai Duong Kieu

Glücklicherweise nicht. Ich habe mich auch immer sicher gefühlt, weil ich diese Skills habe. Allein dadurch, dass ich eine Ausstrahlung habe, die zeigt „Wenn was wäre, dann könnte ich mich wehren“. Natürlich reicht eine Ausstrahlung allein nicht, um sich zu verteidigen. Wenn ich in der Situation war, mal irgendwie getestet zu werden, hat mich die Kampfkunst auch gelehrt, dass die eigentliche Stärke darin liegt, nicht zu kämpfen, sondern ruhig zu bleiben. Ich habe also widerstehen können, mein Können zu zeigen, wenn Männer zu mir sagten: „Könntest du mich denn als Frau umhauen?“, oder „Du bist ziemlich gut für eine Frau.“ Da zu widerstehen, das hat mir die Kampfkunst beigebracht.

Jan

Passend dazu noch eine Frage aus der Community: Würdest du gerade Frauen Kung Fu als Selbstverteidigung empfehlen? Und wie lang braucht es, bis man sich im Ernstfall verteidigen kann?

Mai Duong Kieu

Ich bin der Meinung, dass es nicht unbedingt Kung Fu sein muss. Es ist immer gut Kampfkunst oder Kampfsport zu praktizieren. Je eher desto besser. Aber es ist auch nie zu spät um anzufangen. Natürlich braucht das Ganze auch Zeit – nach einem Monat ist man noch für nichts gewappnet. Auch nach 30 Jahren Ausbildung ist man genau genommen nicht für alles gewappnet.

Es geht darum, ein Körpergefühl zu entwickeln und darum, wenn es darauf ankommt, deinen Körper als „Waffe“ einsetzen zu können, wenn du nichts anderes hast. Das ist wichtig, in einer Welt, wo du als Frau kleiner und vielleicht auch kräftemäßig unterlegen bist. Du brauchst deine Hände, deine Finger, deine Ellbogen und das ist wichtig. Auch, wenn dir nichts passiert, du läufst als Frau trotzdem oft mit Angst von der Party nach Hause, das darf nicht sein. Es ist heute leider immer noch Realität, dass Frauen auf einmal, ohne konkreten Grund, nachts auf der Straße Angst haben müssen. Und das geht eigentlich gar nicht.

Jan

Glücklicherweise tut sich ja momentan sehr viel bei der Wahrnehmung für genau diese Problematik. Du unterscheidest, wenn du davon sprichst, zwischen Kampfkunst und Kampfsport. Gibt es einen Unterschied?

Mai Duong Kieu

Ja, es gibt einen Unterschied. Kampfkunst ist eine Ausdrucksform, da gibt es im Gegensatz zum Kampfsport keinen Wettbewerb. Da ist alles inszeniert, wie zum Beispiel beim Schwertkampf und Showkampf. Wenn du aber beim Kampfsport beispielsweise boxt, dann hast du einen Gewinner und einen Verlierer, dann hast du Regeln, an die du dich halten musst. Das macht den Unterschied.

Jan

Hattest du mal eine Rolle bei der du dich austoben und deine Kampfkünste auspacken konntest?

Mai Duong Kieu

Bei ‚Bad Banks‘ hatte ich in der ersten Staffel ein paar Szenen am Sandsack, aber das war eher basic. Bei ‚Wilsberg’ hatte ich als Kommissarin Nguyen Thuong Nih ein paar coole Kämpfe.

Jan

Hättest du mal Lust, eine Kämpferin zu spielen?

Mai Duong Kieu

Ja, tatsächlich trainiere ich aktuell für eine Netflix-Serie auf die ich mich sehr freue.

Jan

Wie bist du damals zur Schauspielerei gekommen?

Mai Duong Kieu

Mich hat mit Anfang 20 ein Agent über MySpace angeschrieben. Ich hatte gerade angefangen Linguistik an der Uni Leipzig zu studieren. Am Anfang habe ich das nicht so ernstgenommen. Wer schreibt einen schon auf MySpace an? Ich hatte ja auch mein Studium.

Aber etwa ein Jahr später gab es ein großes internationales Casting, bei dem eine Vietnamesin für eine Hauptrolle gesucht wurde. Da bin ich hin, habe aber die Rolle nicht bekommen. Das hat mich irgendwie geärgert und dann kam mir der Agent wieder in den Sinn, der sich zum Glück noch an mich erinnern konnte. Er hat mich zu einem Schauspielcoaching geschickt und nachdem die Lehrerin mich als „ungeschliffenen Rohdiamanten“ bezeichnet hat, unter seine Fittiche genommen.

Jan

Was war deine erste Rolle?

Mai Duong Kieu

Meine erste richtige bezahlte Rolle war für ‚Wir sind jung, wir sind stark‘, ein Kinofilm von Burhan Qurbani. Das war 2013, also vier Jahre nachdem ich dachte, dass ich jetzt total durchstarte (lacht). Bis dahin war es einfach eine Katastrophe. 100 Castings, 100 Absagen. Zum Glück habe ich in dieser Zeit eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht – auch wenn ich diese Beruf nie ausgeführt habe.

Jan

Wie war es, dich das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen?

Mai Duong Kieu

Ich habe mich gefreut, mich in einem so tollen Film auf der Leinwand zu sehen. Das war die Motivation, weiter zu machen! Es hat dann aber wieder zwei Jahre gedauert bis das nächste Projekt kam. Zwei Jahre Ebb. Arbeitslosigkeit, keine Wohnung gekriegt, irgendwie von WG zu WG gezogen, einfach ein Nomadenleben geführt. Ich bin auf Partys gegangen, um irgendwie Kontakte zu knüpfen. Dann kam mein erste Hauptrolle: ‚Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel‘ mit Michael Gwisdek. Ende 2016 haben wir dann angefangen ‚Bad Banks' zu drehen.

Jan

Warst du mit deiner Rolle bei ‚Bad Banks’ zufrieden? Die Serie hat immerhin sehr große Erfolge gefeiert.

Mai Duong Kieu

‚Bad Banks' war großartig für meine Karriere! Aber bis zur Ausstrahlung hatte ich keine Ahnung, wie erfolgreich die Serie werden würde. Von einem Tag auf den anderen wurde ich von der Branche anders wahrgenommen und bekam plötzlich viele neue Anfragen. Das macht was mit einem. Du hast die ganze Zeit das Gleiche gedreht und bist aber auf einmal ein anderer Mensch, nachdem das Ding ausgestrahlt wird. Und das muss man erst mal kapieren.

Jan

Kannst du uns verraten, ob es eine dritte Staffel geben wird?

Mai Duong Kieu

Ganz offiziell kann ich nur sagen, dass die dritte Staffel noch nicht vom Tisch ist. Allerdings weiß ich auch nicht mehr als ihr.

Caro

Was würdest du sagen wie viel von dir in deinen Rollen mit einfließt?

Mai Duong Kieu

Ich gebe mich immer 100% in die Rolle, aber die Rolle ist nur ein Teil von mir. D.h. ich kann die Rolle sein, aber die Rolle kann nicht ich sein.

Jan

Eine weitere Frage aus der Community war, wie viel du mit deiner Rolle als Lilly aus ‚In aller Freundschaft‘ gemeinsam hast.

Mai Duong Kieu

Ich denke mal, was ihren Ehrgeiz angeht und vielleicht auch, dass sie so auf Zack ist, trifft meine Person schon ziemlich gut. Aber auch das ist nur ein Ausschnitt, ich bin auch manchmal super langsam.

Jan

Hast du einen kleinen Hint, wie es mit der Rolle weitergeht?

Mai Duong Kieu

Es wird bald was ganz Dramatisches in meiner Beziehung passieren und ich werde damit auch viele Folgen zu kämpfen haben. Meistens wird sowas ja in einer Episode abgetan und dann passiert wieder was Neues, aber wir haben uns erlaubt, die Rolle auch in weiteren Episoden daran arbeiten zu lassen.

Jan

Du hast vorhin bereits ein Projekt mit Netflix angeteasert. Du arbeitest aber aktuell noch an einem zweiten Projekt, das gerade gedreht wird?

Mai Duong Kieu

Ja, das ist eine Hebammen-Serie, die sehr hochkarätig besetzt ist. Sie heißt ‚Push'. Da geht es um Hebammen und werdende Mütter. Es dreht sich um die Hauptdarstellerinnen und deren Beziehungen. Natürlich auch um die Patientinnen, Gebärende mit ihren Partnern oder Partnerinnen und eben deren Geschichten. Ich bin in einer der Folgen als Mama dabei.

Jan

Passend zu deinem Privatleben, du bist auch gerade Mama geworden.

Mai Duong Kieu

Ja, es war tatsächlich eine krasse Erfahrung, so kurz nach meiner eigenen, eine Geburt zu spielen. Seitdem ich eine Mama bin, habe ich einen viel emotionaleren Bezug zu Kindern. Als Mutter ist man ein anderer Mensch, zudem hat man diese kleine Wesen, für das man verantwortlich ist. Das ist schon krass, aber auch schön.

Jan

Wie kriegst du das unter einen Hut mit der Arbeit und deinem Kind? Wie sieht es mit kinderfreundlichen Sets aus?

Mai Duong Kieu

Das ist ein Thema. Filme drehen ist generell leider nicht sehr familienfreundlich. Es ist kein nine-to-five Job. Oft wird bis später gedreht, oder Drehtag verschieben sich kurzfristig weil das Wetter nicht mitspielt, ein Motiv wegbricht oder oder… Aber ich muss ehrlich auch sagen, dass ich grade bei ‚In aller Freundschaft‘ auch sehr positive Erfahrungen gemacht habe: Sie haben mir die Schwangerschaft, aber auch den Wiedereinstieg sehr angenehm gestaltet und haben mich sehr unterstützt.

Jan

Was ist dabei das größte Problem?

Mai Duong Kieu

Das Einhalten der Arbeitszeiten wäre ein Anfang, auch manchmal der Ton, die Hierarchien, die sind halt immer noch oft sehr starr. Das hat ja auch lange funktioniert, weil alle ruhig waren. Ich für meinen Teil komme aus einer Kultur, wo man sowieso ruhig ist. Deswegen habe ich mich nie beschwert.

Und ich glaube, es gibt viele Leute, die sich nicht beschwert haben, weil sie Angst hatten und nie ‚Nein‘ sagen gelernt haben. Als Schauspielerin hast du oft sogar noch viel mehr Freiheit als jemand, der hinter der Kamera angestellt ist und leichter austauschbar ist.

Aber es gibt eine Tendenz, die gut ist. Mich hat letztens eine Kollegin angesprochen, als sie gemerkt hat, dass sich Kollegen mir gegenüber nicht gut verhalten haben und mir angeboten, sich gemeinsam bei der Produktion zu beschweren. Sie wollte mich unterstützen. Ich habe das Angebot aber nicht angenommen, weil ich die Situation in dem Moment anders empfunden habe, ganz andere Grenzen habe und meine Toleranz durch die Kampfkunst und meine Kultur eine andere ist. Im Nachhinein habe ich aber gemerkt, dass die Situation wirklich grenzwertig war. Es war eine Mischung aus Rassismus und Sexismus. Und ich hätte unbedingt was sagen müssen!

Jan

Du warst auch zwei Jahre in Berlin nach deinem ersten Kinofilm. Wie hast du Berlin empfunden und warum bist du zurück nach Leipzig gekommen?

Mai Duong Kieu

Gute Frage, die ich sehr gerne beantworte. Ich habe gemerkt, als ich in Berlin war, habe ich mich immer gefreut, am Wochenende mit dem Fernbus für 5 € zurück nach Leipzig zu fahren. Immer, wenn die Autobahn verlassen wurde, habe ich aufgeatmet. Ich hatte dann das Konzept, dass ich eine WG in Berlin und eine WG hier in Leipzig hatte. Irgendwann dachte ich ‚Warum eigentlich? Du feierst es eh nicht in Berlin.’ Ich habe auch dieses Kulturangebot nicht wirklich wahrnehmen können, weil ich keine Kohle hatte. Wenn du in Berlin bist und Geld hast, dann kannst du das auch genießen. Aber wenn du keine Kohle hast, gerade so deine Miete bezahlen kannst und irgendwie fünf Jobs hast, dann macht Berlin keinen Spaß. Vor allem nicht im Winter, da weiß keiner, ob du noch lebst oder nicht. Ich hatte so einen Moment in meinen ersten Monaten in Berlin, da hab ich einen Brief zum Briefkasten gebracht und ich dachte ‚Wenn mir jetzt was passiert, keiner wüsste, wo ich wäre, keiner hätte etwas gesehen.‘ Diesen Gedanken zu haben fand ich so gruselig, dass ich das auch nur zwei Jahre ausgehalten habe. Aber ich war in Berlin meiner Karriere wegen, um vor Ort zu sein. Das war für die zwei Jahre auch gut und hat mich durchaus auch weiter gebracht, aber danach konnte ich auch guten Gewissens zurück nach Leipzig ziehen, wo ich mich sehr wohl fühle und eine gesunde Work-Live Balance habe. Ich bin ohnehin für Dreharbeit regelmäßig in Berlin - freu mich dann aber auch, wieder zurück nach Hause fahren zu können. Die Mischung ist gut so!

Jan

Was schätzt du an Leipzig? Hast du Lieblingsplätze, die du uns verraten möchtest?

Mai Duong Kieu

Ich bin gern am See, in Markkleeberg oder am Cospudener See. Da gibt es viele Restaurants, bei denen man am Wasser dinieren kann. Ich finde es immer schön am Wasser zu sitzen. Mit dem Kind ist das auch ein bisschen wie Urlaub. Ansonsten gehe ich allgemein gern essen. Da fallen mir zum Beispiel das Pholosophy oder das Shiki Two ein. Wenn man gern Fleisch isst, dann kann ich außerdem das ‚Letterman‘ empfehlen.

Jan

Hast du noch etwas, das du einer jüngeren Generation mitgeben möchtest? Was wäre dein Ratschlag, wenn jemand ähnliche Karrierepläne hat wie du?

Mai Duong Kieu

Es ist schön, jetzt mittlerweile an diesem Punkt anzukommen, an dem ich auch Tipps geben kann. So nach 15 Jahren. Freut mich, dass man mich mittlerweile auch danach fragt. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass die neue Generation viel schlauer und viel weiser ist. Was mir allerdings auffällt ist, dass zu viel Angebot und zu viele Möglichkeiten auch lähmen können. Ich merke das an meinem jüngeren Bruder: es fällt ihm schwer, was anzufangen und dranzubleiben, denn wenn es nicht klappt, hat man irgendwie Angst zu versagen. Einfach machen und auch mal failen, das halte ich für sehr wichtig. Aus Fehlern lernt man! Ich habe einfach immer gemacht, ohne nachzuschlagen wie es funktioniert oder wie ich es hätte machen sollen. Heutzutage habe ich das Gefühl, das zu viel Wissen auch bremsen kann.

Jan

Vielen lieben Dank für deine offenen Worte.

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